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„Eine Diva? Eine Diva ist klein, zierlich, geschminkt, jung, attraktiv.“

In „17 ½ Minuten Kalte Wut“ habe ich die Diva der Schulklasse gespielt.

Mit 38 Jahren, seit langem einsachtundsiebzig groß. Zierlich, attraktiv? Schwamm drüber.“


„Theater ist gut für mich, ich kann Dinge verkörpern, die ganz anders sind als ich. Mehrere Rollen in einem Stück zu spielen liegt mir auch, glaube ich, so gespalten wie ich mich manchmal fühle.“

Kerstin H. sagt das alles mit Gelassenheit. Als jemand, die nach all diesen Jahren weiß, wie es sein könnte wenn es nicht so wäre wie es ist.

„Diese Jahre“ heißt: Suchtmittelmissbrauch seit der Pubertät, Therapien, Medikamente, Kliniken. Clean seit vier Jahren, aber „bloß nicht ausruhen auf der Diagnose“.

„Ich weiß nicht so recht was ich kann, suche, möchte was probieren aber kein Abklatsch von irgendwas sein. Eigenbrötlerisch bin ich auch noch.“

Mittlere Reife, keine Berufsausbildung, Nachbarschaftshilfe bei einem Sozialverband, Berufsbildungsmaßnahme als Gärtnerin abgebrochen, aber die zum Abschied geschenkten Bäumchen gepflegt und am Ufer der Weser eingepflanzt. „Ich werde sie besuchen, dass mir da bloß keiner drauflatscht!“

Mut zum Alltag? Ihre Antwort ist eine Frage. „Was ist heute dran?“ „Ich habe mir eine eigene Ordnung geschaffen, schludere nicht herum. Lerne zu lernen, sorge für mich und meine Katze. Und mache regelmäßig mit bei Präventionsveranstaltungen für Schüler, sehr wichtig.“

„Mein schönstes Erlebnis seit langem war, dass ich kürzlich, nach 23 Jahren, wieder auf einem Pferd saß. Alles, was ich als Mädchen über das Reiten und Pferde gelernt hatte, war plötzlich wieder da. Ein Wunder, nach all diesen Jahren!“

Ihre Freude daran beantwortet die Frage nach der Zukunft. Trotz Muskelkater.